Das Festival RE-ENACTMENT OF THINGS in der Leitung des Ateliers COME IN TENT (Claude Jansen und Bisrat Negassi) zeigt Lectures, Performances, lädt ein zu Gesprächen und Geschichten, Ausstellungen. In der M.Bassy Hamburg steht ein geschützter und prozessualer Gedanken-Raum: ein Zelt, das Erzählen und Netzwerk ist, ein Ort für Wissensaustausch und Inspiration. Angesichts der voranschreitenden Diskussionen um Restitution kolonialer Raubkunst, ebenso wie um die Restaurierung des Hamburger Bismarck-Denkmals oder um den Umgang mit deutscher Kolonialvergangenheit, wendet sich RE-ENACTMENT OF THINGS ab vom allgemeinen Diskurs und tritt ins Gespräch mit den sogenannten "Objekten" selbst.
Das gesamte Konzept von "Objekten" existiert nur in Beziehung zu seinem Gegenstück, dem "Subjekt". Ein Subjekt mit der Macht ausgestattet zu handeln, da es zur Vernunft - zur Erkenntnis - fähig ist: Ich denke, also bin ich. Dieses Konzept bildet die Grundlage des europäischen Humanismus und ist zugleich die Basis allen weißen, männlichen, hegemonialen Handelns. Es hat den Kolonialismus nicht nur legitimiert, sondern sogar angeheizt. Der Freibrief des weißen Mannes, sich den gesamten Planeten anzueignen und alles, was nicht denkt, also nicht existiert, in zahllose "Objekte" zu verwandeln, die ausgebeutet, versklavt, getötet, gedemütigt, für "wissenschaftliche" Zwecke wie Rassentheorien oder Ausstellungen verwendet werden - egal ob Mensch, Schädel, Tier, Pflanze, spiritueller Gegenstand, Instrument, Maske, Alltagsgegenstand, Speer ... Nun haben diese "Objekte" die große Debatte über ihre koloniale Vergangenheit eröffnet. Sie sind die letzten Zeugen, die zu lebendigen Akteuren und Erzählern einer Geschichte werden, die erzählt, nachgespielt, wiederverzaubert und wiederbelebt werden will.
Nach einem pandemiebedingt fast zweijährigen Netzwerk- und Rechercheprozess lernt das neu gegründete Atelier COME IN TENT in Zusammenarbeit mit dem MARKK einige dieser "Objekte" kennen. Gemeinsam mit Künstlerinnen, Kuratorinnen und Wissenschaftlerinnen gab es erste Berührungspunkte mit den kolonial angeeigneten Gegenständen in den Depots des Museums. Aus diesen Begegnungen sind Beziehungen und vorläufige Geschichten entstanden, die RE-ENACTMENT OF THINGS vom 26.-31. Oktober erzählen wird. COME IN TENT, das sind neben Claude Jansen (freie Dramaturgin, Kuratorin und Perfomance-Anthropologin) und Bisrat Negassi (Modelabel NEGASSI, Co-Gründerin M.Bassy, Eritrea/Deutschland) Nana Ofarietta Ayim (Autorin, Historikerin, Gründerin ANO Institute of Arts and Knowledge, Ghana/Deutschland), Aino Moongo (Kuratorin, Performerin, Namibia/Deutschland), Prof. Nkiru Nzegwu (Philosophin, Nigeria/USA), Wura Natasha Ogunji (Künstlerin, Nigeria/USA), Lerato Shadi (Künstlerin, Südafrika/Deutschland). Hamburger Künstlerinnen erweitern das Netzwerk, darunter Zandile Darko (Performerin), Jumoke Olusanmi (Künstlerin), Sarah Lasaki (Body Percussionistin).
Gefördert von Elbkulturfonds Hamburg und Goethe Institut. In Kooperation mit MARKK, CROSSINGS e.V. and M.Bassy e.V.