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Social Design / Words by Helen Jennings / Nataal.com

Serge Attukwei
Clottey

Photography Rudi Geyser
Photography Rudi Geyser

Der Mixed-Media Artist lädt uns in sein Studio in Accra ein.
Zusammen diskutieren wir über sein sozial engagiertes Konzept »Afrogallonism«.

»He is one of the most talented people I have come across in my life«, sagt
Marwan Zakhem - Gründer der Gallery 1957 - über Serge Attukwei Clottey.
»He has an incredible presence and has the ability to work across all types of mediums,be it painting, photography, sculptures or performance.«
Zakhem war so begeistert von der Arbeit des Künstlers, dass er im März 2016 eine Ausstellung mit Serge’s Werk »My Mothers’s Wardrobe« in seinem Kunstraum in Accra organisierte. Zudem widmete er ihm im Oktober seinen Ausstellungsplatz auf der London 1:54 Art Fair für eine Einzelausstellung. »Serge’s work is closely tied to issues of politics and culture in Ghana, and has been integral to promoting the contemporary art scene both within, and outside of, the country.«

Das sind hohe Töne, aber das Lob ist durchaus gerechtfertigt. Clottey’s Können hat im letzten Jahrzehnt immer mehr die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Auf der einen Seite liegt sein Fokus auf Themenbereichen wie soziale Ungerechtigkeit, Handel, Migration und Post-Kolonialismus, aus nationaler und afrikanischer Perspektive. Auf der anderen Seite beschäftigt er sich mit sehr tiefgreifenden,persönlichen Ereignissen seiner familiären Geschichte. Der Künstler gewann durch seine Experimentierfreude mit ausrangierten, alltäglichen Gegenständen, wie Gummireifen, Eimern, Jutebeuteln, Drähten und Holz, zunehmend an Bekanntheit.

Seine größte Inspirationsquelle sind »Kufuor« Gallonen aus gelben Plastik, die Teil des omnipräsenten Anblicks in Ghana sind. Ursprünglich wurden die mit Ölgefüllten Gallonen von Europa importiert und schließlich widerverwertet alsWasserbehälter für diejenigen, die mit der Wasserknappheit im Land zu kämpfen haben. Seine kreative Neuinterpretation der Kanister, die er durch schneiden, nähen, schmelzen, stapeln und auch als Kleidungsstück gestaltet, haben sich zueinem Konzept entwickelt, welches er »Afrogallonism« nennt.

»I began exploring them after realising how much time I have spent working with plastics. It is such a loaded symbol in Africa, bringing up environment issues, while also considering the impact of consumerism in the African landscape,” so Clottey. »The opportunities to use gallon containers are endless, there are elements of masquerade, and a versatility in their materiality. Afrogallonism is the new Africa,the future of Africa.«

Ob eine innovative Gestaltung einer afrikanischen Maske oder großformatige
Installationen – seine anschaulichen Ergebnisse verändern den Wert und die
Bedeutung der ursprünglichen Materialien. Gleichzeitig vertraut und doch fremd fordert seine Arbeit eine inhärente Antwort von dem lokalen Publikum.

»By considering the value of the everyday objects we are surrounded by, we are engaging in the nature of consumerism. Using materials that are commonly in circulation in the area also means that there is a relevance to an audience who may not be interested in art, which in turn will hopefully encourage creativity in younger generations.«

Serge wurde in der Labadi Region von Accra geboren und ist auch dort
aufgewachsen. Sein Vater, ebenfalls Künstler, ermutigte ihn in seine Fußstapfen zu treten und sich im Ghanatta College of Art einzuschreiben.

»I grew up surrounded with art. Before I started college we would study my father's paintings together, and I would draw a great deal. At the time, I wasn’t sure whether art was just a hobby or actually a career.

My studies in Ghana and a scholarship in Brazil really motivated me to become part of the contemporary art scene, enabling me to think about different approaches to my work and what it was that I wanted to communicate artistically.” » I comment on society and politics, and doing so in a public space means that it has an immediate impact on the people around me, who might not otherwise see my work in a gallery«

Sein nicht-traditioneller Ansatz stieß in seiner Heimat nicht gleich auf Anerkennung, aber das wachsende Interesse aus dem Ausland und somit die Möglichkeit in London, New York, Hamburg und Beijing auszustellen, haben ihm geholfen seine Botschaft zu verbreiten. In Ghana hat er mit dem Kollektiv GoLokal die einprägsamste Art der Vermittlung gefunden.

»Performing in the local community means that we have a way of critiquing things in a safe way. I like to comment on society and politics, and doing so in a public space means that it has an immediate impact on the people around me, who might not otherwise see my work in a gallery. It creates a dialogue and offers an alternative narrative to the ones politicians would like us to hear. This isn’t just something I am doing for myself, I am doing it for the entire country.«

Während der Wahlen im Jahr 2012 in Ghana, hat das Team um GoLokal, gekleidet in Anzügen nach dem Bild der reichen Politiker, Clottey mit einer Schlinge um den Hals und einem Schild mit der Aufschrift »Youth« durch die Straßen gezogen. Das Ereignis wurde ausgiebig von der lokalen Presse kommentiert. Als Teil von »My Mother’s Wardrobe« zu der Eröffnung der Gallery 1957, welche dieses Jahr zu einer geschätzten und erfrischenden Erweiterung der Kunstszene der Stadt wurde, initiierte er zusammen mit anderen männlichen Performancekünstlern einen Umzug, in dem alle die Kleidung ihrer verstorbenen Mütter trugen. In der Tradition des Ga Volkes werden die Besitztümer und die Kleidung der Mutter, wenn diese stirbt, ein Jahr lang verwahrt und dann an die weiblichen Familienmitglieder weitergegeben.

Als einziges Kind und einziger Sohn, fühlte Clottey einen Verlust der Verbindung und wollte einen Kommentar zu bestehenden Geschlechterrollen liefern.

»Textiles and materials in Ghana, and other parts of West Africa — each weft, line or mark — are potent carriers of memory, of communication, and the artist weaves into his sculptures subtle traces of loss, remembering, and of rebirth,” so Nana Oforiatta Ayim, die seine Ausstellung in der Gallery 1957 kuratierte.

Dank der Gallery 1957 und anderen Hauptbeteiligten wie Nubuke Foundation,
Accra und KNUST wird Accra ein idealer Nährboden für Künstler, die
emotionale und experimentelle Praktiken verfolgen. Die Szene vereinigt sich zum alljährlichen städtischen »Chale Wote Street Art Festival«, bei dem Clottey diesen August seine neuste Performance, mit dem Titel »Practical Common Sense« kuratiert.

»It was a call for recollection and re-contextualisation of indigenous beliefs and practices. The performance looked at how traditions can be practiced in contemporary society and asked, ‘Should they be discarded or preserved?’ The success of Chale Wote says a lot about the demand for performances of this type. This year was the 5th edition of the festival that brings together music, art,performance and dance. It is an incredible opportunity for all artists of all ages to converge and work together in an immensely public way.«

Rückblickend auf sein vielleicht ereignisreichstes Jahr, freut sich der Künstler schon darauf in sein Studio zurückzukehren und seine Schaffen mit neuen Residencies im Jahr 2017 zu beleben. Sein nächstes Projekt heißt »River Goddess«.

»It will be a large installation built of stitched plastics that will cover the Kpeshie Lagoon,« sagt Clottey. »It was once an incredibly valuable source of fishing and food, but due to recent commercial and industrial redevelopments in the city, it has become a polluted dumping ground. In Ga culture, bodies of water are protected by sea gods, so I hope to examine how our neglect has altered our relationship with the gods who have served us for so long.«

Words Helen Jennings
Photography Rudi Geyser

Orginal article published at nataal.com

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