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Ausstellung & Symposium

9.11.-29.11.2019 – »Untold (Hi)stories« mit Fernando Codeço, Sam Durant, Ana Hupe, Harald Kisiedu, Magda Korsinsky und Filipe Lippe

Sam Durant – Knowledge Is Power

Wie kann Kunst die kolonialistische Logik überwinden, die die Gesellschaftsordnung seit mehr als fünf Jahrhunderten prägt?

Die Psychoanalyse lehrt uns, dass das Teilen von Erfahrungen durch Sprechen für einen traumatisierten Menschen so wesentlich ist, wie das Bedürfnis nach Licht, Wasser, Brot und Stille. Für dieses Individuum ist es notwendig, die Welt, die ihn oder sie zum Opfer gemacht hat, zu erzählen, zu erinnern, zu verstehen und zu erklären. Daher ist vielleicht der wirksamste Weg koloniales Trauma zu überwinden, koloniale Geschichten zu erzählen anstatt sie zu vergessen und zu unterdrücken. Aber wie kann man von einer traumatischen Erfahrung berichten, wenn das verfügbare Vokabular ebendasselbe ist, das einen zuvor verletzt und unterdrückt hat?

Faktoren, die die Bewohner der Peripherie zu „Randphänomen“ (re)produzieren. Die kolonialistische, kapitalistische, patriarchale epistemologische Hegemonie hat die Stimmen dieser Randgruppen zum Schweigen gebracht und es so unmöglich gemacht, eine vielfältige politische und kulturelle Realität sowohl in der südlichen als auch nördlichen Hemisphäre der Welt zu etablieren. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, über die Rolle nachzudenken, die die Kunst bei der Etablierung einer eurozentrischen epistemologischen Dominanz und der Schaffung marginalisierter Identitäten in der Geschichte gespielt hat.

Guy Debord hat uns einmal gesagt, dass „wir niemals irgendeine Form sozialer Organisation wirklich ändern können, ohne alle Sprachformen dieser Organisation in Frage zu stellen“. Der Philosoph behauptet also, Sprache sei in der Tat eine Form der Macht und ein Instrument, um sie zu missbrauchen. Sprache ist ein Schlachtfeld. Wenn der Kolonialismus auch eine symbolische Konstruktion ist, besteht die Möglichkeit, die Welt zu dekolonisieren, in der Schaffung neuer Sprachformen und Subjektivierungsprozesse. Kunst, die auch eine Form von Sprache und Wissen ist, hat das Potenzial, den vergessenen und zum Schweigen gebrachten Erzählungen eine Stimme zu geben, aber auch eine neue Ethik und eine neue Denkweise menschlicher Beziehungen zu etablieren. Also, welches Bemühen zeigen zeitgenössische Künstler die Realität zu wandeln?

Das Projekt Untold (Hi)stories zielt darauf ab, eine Gruppenausstellung und ein Symposium zu schaffen, um die Bedeutung von Sprache und historischen Narrativen im Kontext postkolonialer und dekolonialer künstlerische Praktiken zu diskutieren. Es wird untersucht, wie hybride künstlerische Strategien, die von zeitgenössischen Künstlern entwickelt wurden, festgelegte Disziplinen in der Kunst überschritten, etablierte ästhetische Vorstellungen erweitert und dominante historische Erzählungen in Frage gestellt haben. Werke von Fernando Codeço, Sam Durant, Ana Hupe, Harald Kisiedu, Magda Korsinsky und Filipe Lippe wie auch das Symposium thematisieren die Problematik, die sich im Diskurs um das koloniale Gedächtnis, die Marginalisierung von Identitäten, die Eingrenzung von Territorien sowie in dem Bemühen ergibt, das Denken, die Kultur und die Kunst zu dekolonisieren.

Die Ausstellung wird kuratiert von Filipe Lippe & M.Bassy mit freundlicher Unterstützung der Rudolf Augstein Stiftung in Kooperation mit der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK).

9.11.2019, 19:00 Uhr – Austellungseröffnung »Untold (Hi)stories«
Performance mit Harald Kisiedu & John Eckhardt

Adresse:
M.Bassy,
Schlüterstraße 80,
20146 Hamburg

Öffnungszeiten 9.11-29.11.2019:

Dienstag-Freitag, 11.00-18.00
Sonntag 15.00-18.00
& nach Vereinbarung

14.11.2019, 10.00 Uhr – Symposium an der HFBK mit Monilola Ilupeju, Harald Kisiedu, Julia Naidin, Musa Okwonga, Michaela Ott und Cristiana Tejo

Adresse:
Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK)
Lerchenfeld 2
222081 Hamburg.