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Ausstellung

28.6-5.7.2020
Lerato Shadi
Mabogo Dinku

Mabogo Dinku, video still, courtesy of the artist and gallery blank projects, 2019

Die Ausstellung MABOGO DINKU ist eine Kooperation mit dem Kunstverein Hamburg.

Lerato Shadis künstlerische Praxis macht sichtbar, was in der westlichen Geschichtsnarration ausgelöscht wurde, rückt ins Zentrum, was durch gesellschaftspolitische Machtgefüge marginalisiert wird und gibt dem Subjekt Raum, dessen Position institutionelle, patriarchale und (post)koloniale Strukturen laufend untergraben. Shadi nutzt für ihre performativen, filmischen und installativen Arbeiten ihren eigenen Körper als Medium, sie thematisiert somit Ausschluss, Unterdrückung und Vergessen – insbesondere der weiblichen People of Color (POC) und ihrer Leistungen in Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Politik. Wie kann man historische und leiblich eingeschriebene Verhältnisse transformieren? Shadis partizipativer Ansatz fordert das Publikum zu einer selbstermächtigen und selbstbefreienden Teilhabe heraus. Dabei geht es auch um die Frage, wie Räume im Kunstbetrieb gesellschaftlich konnotiert sind und Ausgrenzung symbolisieren können. Die Schaffung von »save spaces«, also Orten des Empowerments, der Anwesenheit und Sichtbarkeit marginalisierter Positionen und Stimmen ist hierfür entscheidend.

MABOGO DINKU
Single channel HD video projection
colour | stereo sound | 6 minutes | 2019

In dem Video Mabogo Dinku macht Shadis Hand rätselhafte Gesten und sie singt ein traditionelles Lied auf Setswana. Es gibt keine Untertitel oder Hinweise auf die Bedeutung der Worte und Gesten, denn sie erzählen das Unerzählbare: die Geschichte von Shadis Vorfahr*innen, die während der Apartheid in Südafrika marginalisiert wurden. Die Geschichte, die Shadi in der Schule beigebracht wurde, ist die Geschichte der Kolonisten, die sie ablehnt, welche Geschichte kann sie also erzählen? Darüber hinaus würde die Übersetzung der Sprache ins Englische oder in andere dominante westliche Sprachen eine Legitimierung westlicher Sprachen als universelle darstellen. Damit würde das Verbergen der Muttersprachen der Einen in den Sprachen der „Anderen“ fortgesetzt werden.

Winnie Sze

Motlhaba Wa Re Ke Namile, video still, courtesy of the artist, 2016

MOTLHABA WA RE KE NAMILE
Single channel HD video projection
colour | stereo sound | 7 min. 30 sec. | 2016

Was es bedeutet, keine Geschichte und also keine Zukunft zu haben, kulminiert in dem kurzen Video Motlhaba Wa Re Ke Namile, das Lerato Shadi in ihrem Heimatort Lotlhakane drehte: Sie erinnert an die sogenannten Sklavenmasken, die weiße Sklavenbesitzer ihren entmenschlichten Arbeitskräften überzogen, damit diese nicht als letzte Form des Widerstands Selbstmord durch das Verschlingen von Erde begingen. Im Film isst Lerato Shadi Heimaterde, würgt, stopft weiter, würgt, Tränen quellen aus den Augen. Man sieht nur die Partie ihres Gesichts zwischen angeschnittenen Augen und Schulterpartie und die Hände, die immer weiter Erde in den Mund pressen.

Angelika Stepken

Re Maotwana Gonyela, video still, courtesy of the artist, 2018

RE MAOTWANA GONYELA
Single channel HD video
colour | stereo sound | 11 min. 15 sec. | 2018

In Re Maotwana Gonyela durchstreift eine komplett in Rot gehüllte Figur als personifizierter Geist des Widerstands eine Landschaft. Mal verharrt sie kontemplativ, mal wandelt sie durchs hohe Gras, dann bleibt sie wieder stehen, um rätselhafte Bewegungen auszuführen. Ihre Absichten und Handlungen bleiben vage, schwanken zwischen energischen und sanften Momenten und unterstreichen den geisterhaften Charakter der Gestalt. Außer der Figur weist nichts auf menschlichen Präsenz hin, sodass die Szenerie kaum zeitliche oder räumliche Koordinaten aufweist. Der Widerstandsgeist ist so losgelöst von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er ist eingeschrieben in eine Landschaft, in der seine Anwesenheit gleichsam Spuren hinterlässt.

UNFINISHED-TRACES
Lerato Shadi
BATHO BA ME
im Kunstverein Hamburg
27.6.–19.07.2020

In der Ausstellungsserie #UNFINISHEDTRACES werden die Preisträger/innen der Villa Romana vorgestellt. Der Villa Romana-Preis ist der älteste Kunstpreis Deutschlands und wird seit 1905 an vier Künstler/innen verliehen. 
Die Künstler/innen Jeewi Lee, Christophe Ndabananiye, Lerato Shadi und Viron Erol Vert sind die Preisträger*innen 2018, ausgewählt von Nasan Tur (Künstler) und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung (Direktor, SAVVY Contemporary, Berlin).

Mehr Informationen zur Ausstellung im kunstverein.de

villaromana.org

Photo: dewil.ch /cc by-nc-nd/ 2014

Lerato Shadi

Lerato Shadi (geboren in Mahikeng, Südafrika, lebt und arbeitet in Berlin) studierte Kunst an der University of Johannesburg und erlangte ein M.A. in Raumstrategien an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Ihre Arbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u. a.: Musée d’Art Moderne de Paris (Dezember, 2020); 14th Curitiba Biennial in Brasilien, SAVVY Contemporary, Berlin (beide 2019); Kunsthal Amersfoort in Holland, Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Kapstadt (beide 2018); sowie im Programm The Parliament of Bodies auf der documenta 14 in Kassel (2017).

leratoshadi.art

28.6-5.7.2020
Lerato Shadi
Mabogo Dinku

M.Bassy Öffnungszeiten:
Dienstag-Sonntag, 12.00-18.00 Uhr

28.6.2020 – Meet the artist Lerato Shadi at M.Bassy
Sonntag, 15.00-18.00

("Meet the artist" ist ausgebucht. Anmeldungen sind leider nicht mehr möglich)

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